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Das Aus von Sega-Arcades in Japan 

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Wer sich mit der japanischen Kultur schon einmal auseinandergesetzt hat, dem ist bestimmt die große Affinität zu Spielhallen aufgefallen. In keinem anderen Land auf der Welt hat sich diese Art der Gaming-Kultur so lange gehalten wie in Japan. Immer noch schmücken zahlreiche Spielhallen die Straßen Tokios. Obwohl die Gaming-Industrie von der Corona-Pandemie deutliche profitierte und immer mehr Menschen eine Spielekonsole in ihrem Eigenheim besitzen, musste nun ein Riese der Gaming-Branche Sega aus der Arcade-Industrie aussteigen.

Der Name Sega ist nicht mehr an den Gebäuden Akihabaras zu finden

Durch den Umsatzeinbruch im Corona-Jahr 2020 musste das traditionsreiche Spieleunternehmen Sega bereits im Dezember desselben Jahres 85,1 % ihrer Arcade-Division an das japanische Unternehmen Genda verkaufen. Somit besaß ab diesem Zeitpunkt Genda die Mehrheit und agierte unter dem Namen Genda Sega Entertainment.

Am 28. Januar 2022 gab Genda bekannt, die restlichen Anteile übernommen zu haben. Neuer Name des Betreibers ist inzwischen Genda GiGo Entertainment und auch die Spielhallen werden künftig GiGo heißen –  „Get into the Gaming Oasis“.

Die langen roten Gebäude mit der blauen Schrift Sega sind leider damit nicht mehr in Japan zu finden. Über mehrere Jahrzehnte schmückten sie die Straßen der Großstädte. Sehr interessant ist die Geschichte, wie aus einem Kleinunternehmen für Münzautomaten solch eine bekannte Marke wurde.

Die Anfänge von Sega

Sega erfreut sich heute noch großer Beliebtheit unter Gaming-Enthusiasten. Sonic the Hedgehog ist wohl einer der bekanntesten Videospiel-Charakter, die es gibt.  Ende März 2022 erscheint bereits der zweite Kinofilm über den kleinen blauen Igel. Die Spielereihe Yakuza, welche seit 2005 alle Jahre neue Spiele auf den Markt bringt und natürlich Shenmue, bei der 2019 der lang ersehnte dritte Teil erschien.

Jedoch begann SEGA nicht mit der Herstellung von Videospielen, Automaten, geschweige denn Spielekonsolen, sondern als Importeur von Münzautomaten für die Japan stationierten US-Militärs. Das Unternehmen wurde 1951 von amerikanischen Geschäftsleute gegründet und ein Jahr später in Japan registriert.

Erste Schritte in der elektromechanischen Spielautomaten-Industrie machte Sega nach der Fusion mit Rosen Enterprises 1965. Periscope wurde 1968 zu einem weltweiten Hit. Es war der erste Spielautomat von Sega, in dem man von einem U-Boot aus versuchte, feindliche Schiffe zu versenken. Selbst Unternehmer aus den westlichen Ländern reisten nach Japan, um den Automaten in Europa und Nordamerika zu verkaufen. Seit dem ist Sega ein wichtiger Akteur in der Arcade-Branche.

Arcade-Business in Japan

Berichten zufolge gab es in den 1980er Jahren über 26.000 Arcade-Spielhallen in Japan. Kaum ein Vergleich zu den Zahlen in Europa und den USA. Bereits in den 2000er Jahren waren es nur noch etwa 9.000. 2019 sank die Anzahl auf 4.022 Spielhallen. Darunter waren viele, die zu Sega gehörten. Zusätzlich ist das Unternehmen ein Hersteller von Videospielen und konnte somit auch den Bedarf an neuen Spielen für ihre Automaten decken. Nicht nur für Sega, sondern auch für andere Firmen in der Arcade-Branche war solch ein System wichtig, ihre eigenen Spiele herzustellen, um über längere Zeit auf dem Markt zu überleben.

Arcades gehören in Japans Stadtbild

Jedem, der schon einmal durch die Städte Japans gereist ist, muss aufgefallen sein, dass die Spielhallen oftmals in der Nähe von großen Bahnhöfen lokalisiert sind. Der Besuch einer Spielhalle ist meist verbunden mit einer anderen Aktivität. Entweder nach dem Feierabend oder kurz vor einer Verabredung für eins, zwei Runden sich an einen Automaten zu setzen und kurze Zeit sich in der Welt der Games zu verlieren, ist keine Seltenheit.

Belebte Abendszene in Akihabara mit Sega Arcade in der Mitte

Das Erlebnis “Arcade”

Was sich in der Geschichte der japanischen Spielhallen nicht verändert hat, ist, dass die Betreiber eine besondere Atmosphäre schaffen wollen, die man zu Hause fast nicht nachstellen kann. Das Flair, die Geräusche, die Menschen, all das trägt zu einem besonderen Erlebnis bei, welches man als Spiele-Liebhaber unbedingt einmal erfahren haben sollte.

Durch kontinuierliche Innovationen immer im Auge der Zeit

Die Spielhallen mussten sich natürlich immer wieder neu erfinden, um relevant zu bleiben. In den 1960ern noch auf den Dächern von Kaufhäusern, strecken sie sich nun über mehrere Stockwerke. Nicht nur die Standorte von Spielhallen haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert, selbstverständlich auch die Videospiele. Alle Jahre ging man auf die verschiedenen Trends der Videospiele-Industrie ein. Neuerdings sind immer mehr Virtual-Reality Spiele zu finden.

Vor der Pandemie blühte der Markt wieder auf

Interessanter Weise vergrößerte sich der Marktumfang von Spielhallen in Japan noch vor der Corona-Krise. Seit 2015 gab es ein stetiges Wachstum. Grund dafür waren Änderungen im Gesetz zur Kontrolle und Verbesserung von Vergnügungs- und Unterhaltungsunternehmen – im japanischen fūeihō (風営法). Dadurch konnten auch Jugendliche unter 16 Jahren in Begleitung eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten bis 22 Uhr in den Spielhallen verbleiben. Trotz guter Zahlen, sind immer weniger Videospielautomaten in den Hallen aufzufinden. Gewinnspiele oder medal games werden immer beliebter.

Nach Covid

Die Spielhallen wurden sehr stark von der Pandemie getroffen. Auch wenn es nicht wie bei uns einen kompletten Lockdown in Japan gegeben hat, sind die Betreiber auf die Forderungen der Regierung eingegangen und waren meist vollständig geschlossen. Dies war vor allem in der Metropolregion Tokio der Fall, wo es die größte Dichte an Spielhallen in Japan gibt.

Es war also keine große Überraschung, dass einige kleine, im Privatbesitz geführten Spielhallen aufgrund der Pandemie schließen mussten. Die Einnahmen sanken in den Jahren davor durchgehend. Trotzdem waren die Schließungen Ende 2020 von großen und beliebten Spielhallen unerwartet. Viele existierten bereits jahrelang in den Straßen Tokios und waren von heute auf morgen nicht mehr da. Darunter das bekannte Sega Akihabara Building 2. Sega allein besaß vier verschiedene Gebäude in Akihabara.

Noch sind die genauen Ausmaße unklar, welches COVID-19 auf die Arcade-Branche hat. Ein Ende der Pandemie ist noch nicht in Sicht, aber es ist bereits klar, dass die Auswirkungen sicherlich schwerwiegend und lange anhalten werden.

Japanische Spielhallen: Einen Besuch wert!

Nicht nur für ein Games-Con­nais­seur ist der Besuch einer japanischen Spielhalle eine besondere kulturelle Erfahrung, sondern auch für die ganz normalen Japan-Liebhaber.

Seien es Rhythmusspiele, Fighting-Games oder First-Person Shooter, es ist für jeden was dabei. Die laute und chaotische Atmosphäre sollte man erlebt haben. Die Spielhallen sind ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur des Public-Gamings.